Landkreis Leipzig Journal

Die Analyse resilienter Infrastrukturen
Dr. habil. Annedore Bergfeld, Projektleiterin, Leibniz-Institut für Länderkunde

Der Landkreis Leipzig ist Modellregion im Rahmen des Programms „Region gestalten!“

Bereits im vergangenen Jahr unterhielten wir uns mit der Projektleiterin Frau Dr. Annedore Bergfeld über das Projekt „GeRI – Gestaltung resilienter Infrastrukturen“. Im Fokus steht dabei die Wohnstandortentwicklung und im Besonderen neben der Klimaresilienz auch die Entwicklung und Sicherung der Attraktivität des Wohnstandortes. Im zweiten Jahr des Projektes beziehen wir uns im Gespräch mit Frau Dr. Bergfeld auf die Analyse der gewonnenen Erkenntnisse im Projekt.

Frau Dr. Bergfeld gibt es zur Resilienz von Wohnstandorten bedeutende Neuigkeiten?
Dr. Bergfeld: Es hat sich gezeigt, dass ländliche Gemeinden im Hinblick auf die Resilienz ihrer Grundfunktion „Wohnen“ noch wenig erforscht sind. Wir haben uns daher zunächst mit den Fragen beschäftigt: Was bedeutet eine resiliente und flächensparende Siedlungsentwicklung für kleine Gemeinden im Umland von Kernstädten – und lässt sie sich messen?
Mit einer Vielzahl an Indikatoren konnten wir den sogenannten „Resilienzcheck“ für die Gemeinden in den Aktionsräumen „Partheland“ und „Schleenhain“ durchführen. Dieser zeigte u. a. ein hohes Risiko im Bereich des nachhaltigen Wohnangebotes, was sich vor allem in der Struktur des Wohnungsangebotes zeigt. Die Entwicklung des Wohnungsangebotes und die durchschnittlich verfügbare Wohnbaufläche ist aktuell in der Region von der Demografie entkoppelt. Bei im Durchschnitt kleiner werdender Haushaltsgröße, wächst, auch indiziert durch den vordergründigen Neubau an Einfamilienhäusern, die Wohnfläche je Einwohner und somit die versiegelte Wohnbaufläche weiter. Gleichzeitig fehlen in vielen Orten Wohnungsangebote für Ältere, die barrierearm oder barrierefrei sind, aber auch solche für sogenannte „Nestflüchter“, d. h. Jugendliche, die nicht mehr bei den Eltern wohnen wollen. Fehlende Wohnungen in diesen Segmenten tragen nicht zuletzt zur Abwanderung bei.

Symbolbild: Wolfilser (stock.adobe.com)
Der Resilienzcheck hat zudem für Großpösna ergeben, dass hier vor allem bezahlbare Wohnungen im Mietwohnungssegment fehlen. Mit unserer Analyse konnten wir die Gemeinde bei der Vorbereitung ihres Antrages auf die Förderung des Baus von mietpreisgebundenem Wohnraum unterstützen – die in den letzten Jahren in Sachsen nur für Dresden und Leipzig möglich war.
Die aktuelle Alters- und Haushaltsstruktur weist zudem darauf hin, dass zukünftig der Leerstand auch wieder z. T. stärker steigen wird. Das sollte bei den Planungen auch im Fokus stehen. Um eine resilientere Siedlungsentwicklung zu erreichen, empfehlen wir u. a., dass Flächensparziele
und die Sicherung des Wohnbedarfes stärker gemeinsam durch die Kommunen gedacht werden.
Für eine resiliente Ortsentwicklung sind zudem die Themen Wasserdargebot- und Wassermanagement wesentlich. Zu den hier gewonnenen Erkenntnissen wird uns mein Kollege Herr Leukefeld ausführlicher berichten.

Manuela Krause

Das Vorhaben „Gestaltung Resilienter Infrastrukturen“ wird innerhalb des Programms Region gestalten des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung gefördert.

Noch mehr Informationen zum Projekt erhalten Sie online unter geri-lk-leipzig.de

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