Bornaer Stadtjournal

Lebensecht bis ins letzte Haar

4. Teil der Serie „Sammelleidenschaft“

Wer die beiden Hobbyräume im Haus von Romy Benkiser betritt, merkt schnell: Hier schlägt das Herz einer echten Sammlerin und Künstlerin. Über 150 Reborn-Puppen zählt ihre Sammlung aktuell. Sie sitzen in eigens gebauten Regalen oder liegen in Puppenwägen – jede ein Unikat, liebevoll gestaltet und von sogenannten „Rebornern“ gefertigt. Schon als Kind war Romy Benkiser fasziniert von Puppen, besonders von sogenannten Massepuppen, die aus einer gipsähnlichen Substanz gefertigt wurden. Eine Reportage aus den USA weckte vor rund 20 Jahren ihr Interesse für Reborn-Puppen. Die Qualität der ersten Stücke, die sie damals über eBay erwarb, war eher mäßig. Doch der Funke war übergesprungen: Sie begann zu sammeln, sich zu informieren und tauchte bald in eine ganz eigene Welt ein. Über Facebook-Gruppen fand sie Gleichgesinnte, lernte von einer Freundin die nötige Technik und wagte schließlich selbst den Schritt als Rebornerin.

Vom Bausatz zum Kunstwerk

In ihrem angrenzenden Werkstattraum fertigt Romy Benkiser seit einigen Jahren auch selbst Reborn-Puppen, die sie über ihre Facebook-Seite „Romy’s kleine Hummelbaby’s“ an Liebhaber aus Deutschland, aber auch aus Holland, Polen, Österreich und der Schweiz verkauft. Neben dem Reborning übernimmt sie zudem kleinere Reparaturen und frischt ältere Puppen auf.
Basis jeder Puppe ist ein meist limitierter Bausatz mit Echtheitszertifikat, modelliert von renommierten Künstlerinnen und Künstlern. Zu Beginn reinigt Romy Benkiser alle Teile und trägt dann auf Kopf, Hände, Füße und Gliedmaßen filigrane Farbschichten auf, die nach jedem Auftrag im Halogenofen eingebrannt werden. Vor allem dieser Farbauftrag verleiht jeder Reborn-Puppe ihre individuelle Hautstruktur. Die Kopfhaare und Wimpern – meist aus Mohair oder feinstem Alpaka – werden anschließend einzeln eingestochen, versiegelt, danach wird die Puppe gefüllt, zusammengesetzt und schließlich liebevoll eingekleidet. Fingerfertigkeit, Präzision und Geduld sind gefragt – etwa drei Monate arbeitet Romy Benkiser parallel an zwei Puppen, wenn sie ihre Freizeit ganz diesem aufwendigen Hobby widmet.

Internationale Sammlerszene

Die Reborn-Community ist international und erstaunlich vielfältig. Die meisten Sammlerinnen, so berichtet Romy Benkiser, schätzen vor allem das handwerkliche Können, die künstlerische Ausarbeitung und die Ausdruckskraft der Puppen. Manche nutzen sie als Therapiehilfe, andere als Erinnerung, viele einfach aus Sammelleidenschaft. Auf Messen wie in Eschwege, Weißenfels oder Sonneberg trifft sich die Szene regelmäßig, tauscht sich aus und bewundert Neuheiten. Auch Romy Benkiser ist dort mit einem eigenen Stand vertreten, tatkräftig unterstützt vom Ehemann. 2023 wurde sie in Sonneberg sogar mit dem 3. Platz beim Reborn-Wettbewerb ausgezeichnet.
Die Reborn-Welt ist detailverliebt, kreativ und international vernetzt – und Romy Benkiser ist mittendrin. Zwischen Werkbank, Puppenregal und Messebesuchen lebt sie eine Leidenschaft, die stetig wächst. Und in jeder neuen Puppe steckt ein kleines Stück dieser besonderen Hingabe.

Das Gespräch mit Romy Benkiser führte Sally Martin, Fachdienstleiterin Kultur und Veranstaltungen.

(Der 5. Teil der Serie erscheint voraussichtlich in der August-Ausgabe.)

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