Bürgermeister Michael Hultsch setzte in seiner Begrüßung die einzige Kurstadt im Landkreis Leipzig ins rechte Licht. Diese kann nach über 200 Jahren Kurgeschichte als Heilbad nun auch als Kneippkurort punkten. In seiner Funktion als Geschäftsführer der Sächsischen Bläserakademie rührte er zudem die Werbetrommel für den ausgezeichneten Klangkörper: Dieser habe für 2026 eine Einladung in die New Yorker Carnegie Hall erhalten.
Auch Landrat Henry Graichen wünschte den Gästen ein gesundes und friedvolles neues Jahr. Für die gesamte kommunale Ebene sei 2025 allerdings mit Unsicherheit gestartet. Grund dafür seien die fehlenden Haushaltspläne auf Bundes- und Landesebene, die sich auch auf andere, die Fördermittel eingeplant hatten, auswirkten.
Insgesamt habe die angespannte wirtschaftliche Lage das vergangene Jahr überschattet. Veränderte Rahmenbedingungen, vor allem aber die gestiegenen Energiepreise, hätten einzelne Unternehmen an den Rand der Wettbewerbsfähigkeit gebracht. Graichen erinnerte an das Stahlwerk Riesa, das im September als Reaktion auf die hohen Strompreise seine Produktion für zwei Tage herunterfahren musste.
Der Kohleausstieg 2020 sei anders gedacht gewesen: Der verknappte Kohlestrom sollte durch Gaskraftwerke ersetzt werden. Dazu fehle jedoch noch der gesetzliche Rahmen. Ohne wettbewerbsfähige Energiepreise sei die Zukunft vieler Industrieunternehmen gefährdet, mahnt Graichen. Als regionale Beispiele nannte er die geplante Einstellung der Polyur-
ethanproduktion bei DOW und die gestoppte Erweiterung der Papierfabrik in Trebsen.
Aber Schwarzmalerei sei sein Ding nicht, so Graichen, diese verstelle nur den Blick auf die eigenen Möglichkeiten, um das Land voranzubringen. Es gebe auch Erfreuliches, wie die großen Investitionen in den Greenpower Park Neukieritzsch, die OPES Solution in Zwenkau, die Eröffnung eines dritten Anona-Werks in Colditz oder auch die Erweiterung bei Nikkiso Cryotec in Wurzen.
Der Landkreis selbst investiere in den Bildungssektor. Vor allem die Berufsschulzentren könnten von einem neun Millionen starken europäischen Förderprogramm profitieren. Geplant sei die Erweiterung des BSZ Grimma, die Modernisierung und der Ausbau von Fachkabinetten in Böhlen und Wurzen. Bereits abgeschlossen ist die Erweiterung der Robinienhofschule Borna. Nun werde die Erweiterung der Lernförderschule in Grimma angegangen. Ein deutschlandweit wohl einmaliges Projekt sei die Musikschule am Wurzener Wasserturm. Die ehemalige Herberge sei bereits umgebaut worden, nun starte der Ausbau des Wasserturms mit Konzert- und Proberäumen.
Der Landrat blickte auch auf die Suche nach einem Investor für die Muldentalkliniken zurück. Diese waren in den letzten Jahren in finanzielle Schieflage geraten. Nach einem langen Prozess sei mit den Sana-Kliniken ein neuer Träger für die Unternehmensgruppe gefunden worden. Mit diesem Partner könnten die Kliniken und das MVZ in einem größeren Verbund zukunftssicher aufgestellt werden. Sein Ziel sei es, die stationäre und ambulante Versorgung im Landkreis zu erhalten, zusätzlich zu den großen Maximalversorgern in Leipzig. Vor dem Vertragsschluss müssten sich aber noch die Tarifpartner einigen. Bei den Verhandlungen sollten auch die langfristigen Perspektiven für die Beschäftigten und die Menschen in der Region im Blick behalten werden, mahnt Graichen an.
Auf einem guten Weg mit einem verbesserten Angebot sei auch der ÖPNV. Von 3,5 Millionen Fahrgästen im Jahr 2014 seien diese bei Regionalbus Leipzig auf 5,7 Millionen Ende 2024 gestiegen. Ein neuer Meilenstein sei der Einsatz batterie-elektrischer Züge, die Grimma und Döbeln ab 2026 stärker anbinden werden. Gute Fortschritte mache der Breitbandausbau und die Digitalisierung der Verwaltung. So vereinfache die Einführung der digitalen Bauakte, ein Pilotprojekt des Landkreises, die Genehmigungsprozesse erheblich.
Besonderen Dank richtete der Landrat Henry Graichen an die zahlreichen Ehrenamtlichen der Region. Die ausgezeichneten Projekte und Personen stünden stellvertretend für viele, die mit Heimatliebe und Tatkraft ihre Region gestalten und damit negativen Stimmungen trotzten.
Das Hornquartett der Musik- und Kunstschule Landkreis Leipzig, unter Leitung von Silke Schubert, zeigte gekonnt ein eindrucksvolles Spektrum an Interpretationen von Barock- bis moderner Filmmusik. Durch das Programm führte Musikschulchef Tilman Deutscher.
Brigitte Laux