Bornaer Stadtjournal

Ein zweites Heim für Puppen

1. Teil der Serie „Sammelleidenschaft“

Mit dieser Ausgabe startet der Fachdienst Kultur und Veranstaltungen eine neue Serie im Stadtjournal. Wir werfen einen Blick auf die besonderen Sammlungen der Bornaerinnen und Bornaer. Den Anfang macht Ingrid Loss. Die 81-jährige Ur-Bornaerin besitzt eine beeindruckende Sammlung an Puppen und Plüschtieren.

Von einem Teddy zum großen Sammelhobby

Alles begann mit einem Geschenk ihres Vaters: Zum ersten Geburtstag bekam Ingrid Loss ihren ersten Teddy. Der kleine Bär mit dem abgewetzten Fell und dem grünen Anzug begleitet sie bis heute. Doch das eigentliche Sammelfieber begann Jahre später, während ihrer Zeit als Kindergärtnerin in Borna. Als alte Puppen ausgedient hatten und entsorgt werden sollten, konnte sie das nicht mit ansehen. Sie nahm die Puppen mit nach Hause, kleidete sie neu ein und schenkte ihnen ein zweites Zuhause. Bei der „Retterin der Puppen“ landeten nach und nach immer mehr Schützlinge. Manche wurden ihr geschenkt, andere kaufte sie gezielt, oft aus dem bekannten Bader-Katalog.

Eine unüberschaubare Zahl

Wie viele Puppen sie inzwischen besitzt, kann sie nicht genau sagen. Freunde kamen beim Zählen vor vielen Jahren auf rund 200 Puppen. Doch schon bei unserem Besuch wird schnell klar: Diese Zahl liegt längst weit höher. Puppen sitzen nicht nur in Regalen, sondern finden sich in beinahe jedem Raum des Hauses. Jede Puppe hat einen Namen, einige sogar ihren eigenen Kinderwagen.

Besondere Schätze mit Geschichte

Ein Exemplar fällt besonders ins Auge: Ein Kinderwagen, der lange Zeit als Leihgabe im damaligen Volkskundemuseum, dem heutigen „Geschichtenhof Wyhra“ ausgestellt war. Ein Verwandter schenkte ihr den Wagen. Ihr wertvollstes Stück? Das ist ihre „Hannelore“ – eine Puppe der Firma Schildkröt, die sie als 9-Jährige von ihrer Mutter geschenkt bekam. Diese Puppe begleitete sie überallhin und wurde zu ihrer ständigen Begleiterin in allen Lebenslagen. Eines Tages fiel sie jedoch unglücklich und bekam ein Loch im Kopf. Alle Reparaturversuche scheiterten, und schließlich wurde sie schweren Herzens entsorgt. Doch die Erinnerung blieb – und so kaufte Ingrid Loss sich viele Jahre später eine neue Hannelore, wenn auch eine Nummer kleiner.

Geteilte Leidenschaft im Puppentreff

Allein ist sie mit ihrer Leidenschaft nicht: Gemeinsam mit zwölf weiteren Damen trifft sie sich regelmäßig im Bornaer Puppentreff der Volkssolidarität. Dort wird gefachsimpelt, genäht, restauriert und kreativ gearbeitet. Besonders stolz ist sie auf eine selbst gefertigte Puppe: Sie bemalte den Kopf, frisierte die Haare, füllte den Körper und schneiderte die Kleidung. Auch ein Plüschbär entstand in liebevoller Handarbeit – gestrickt, gefüllt, mit flauschigem Fell versehen und schließlich mit Augen, Nase und Mund vollendet.

Die Zukunft der Sammlung

Mit einem liebevollen Blick auf ihre Schätze stellt sich Ingrid Loss eine Frage: Was wird aus ihrer Sammlung, wenn sie sich irgendwann nicht mehr selbst um sie kümmern kann? Ihr Wunsch: Dass sie als Ganzes in gute Hände gelangt. Gibt es in Borna vielleicht jemanden, der Interesse an einer einzigartigen, vielfältigen Puppensammlung hat? Wir vermitteln gerne.

Ach übrigens: Neben Puppen sammelt Ingrid Loss auch Briefmarken – aber das ist eine andere Geschichte!

Das Gespräch mit Ingrid Loss führte Thomas Miltschus, Leiter des Museums.

Der 2. Teil der Serie erscheint in der Mai-Ausgabe – Anke Wolf (Galerie Projekt Vier) und die Weinbergschnecken.

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