Bornaer Stadtjournal

Zum 150. Geburtstag von Wilhelm Külz
Wilhelm Külz, 1947

„Deutsch im Fühlen, Liberal im Denken, Sozial im Handeln ist uns Verpflichtung und Ziel“

Am 18. Februar 1875 wurden die Zwillinge Leopold Friedrich Wilhelm und Friedrich Otto Ludwig Külz im heutigen Pfarrhaus (Martin-Luther-Platz 8) in Borna geboren. Ihr Vater war in Borna als Archidiakon in der hiesigen Kirchgemeinde angestellt. Die Erziehung der Kinder war von starker Religiosität und der Treue zum Kaiser geprägt. Nach dem Besuch der Landes- und Fürstenschule in Grimma trennten sich die Wege der Zwillinge. Ludwig Külz studierte Medizin und wurde ein bedeutender Tropenmediziner.

Nach einem Jurastudium an der Universität Leipzig ging Wilhelm Külz in den Verwaltungsdienst. Seine ersten Spuren verdient er sich als Stadtschreiber von Zittau, stellvertretenden Bürgermeister von Meerane und Bürgermeister von Bückeburg sowie Landtagspräsident des Fürstentum Schaumburg-Lippe. Hier modernisierte er die Städteordnung des Fürstentums und fand damit große Anerkennung, vor allem beim Reichskolonialamt. Dieses schickte ihn 1905 nach Deutsch-Südwestafrika (heute: Namibia), wo er eine Selbstverwaltung für die einheimische Bevölkerung ausarbeitete. Jedoch unter der einheimischen Bevölkerung verstand man die deutschen Siedler die noch unter der Schutzherrschaft des deutschen Militärs standen. Zurück aus Afrika wurde Külz Mitglied der konservativen Nationalliberalen Partei (NLP). Zeitgleich wurde er Oberbürgermeister von Zittau und meldete sich freiwillig in den Ersten Weltkrieg. Mit den Erfahrungen des Krieges vollzieht sich in Külz ein politischer Wandel, vom Monarchisten aus „Erziehung und … Überzeugung“ zum Demokraten. „Wenn Weltordnung und Staatsordnung zusammenbrechen, gibt es … nur eine Grundlage, auf der man wieder aufbauen kann: das ist der Wille des Volkes. Damit war die Demokratie für die den notwendig gewordenen Wiederaufbau die einzig mögliche Staatsform.“ (Külz, Erinnerungen II/4) Von 1920 bis 1933 saß er als Vertreter der Deutsch Demokratischen Partei (DDP) im Reichstag und war 1926 im Kabinett Luther/Marx Reichsinnenminister. Eines seiner Ziele war es die Abschaffung der Kleinstaaterei. Külz wollte das Deutsche Reich in vier Reichsländer aufteilen. Doch diese Pläne wurden nie verwirklicht. Nach seiner Zeit als Reichsinnenminister war er mit vielen außenpolitischen Aufgaben im Völkerbund (Vorläufer der Vereinten Nation) betraut.

Anna Külz mit ihren Zwillingen Wilhelm und Ludwig, 1876
1931 wurde er zum Oberbürgermeister der sächsischen Landeshauptstadt Dresden gewählt, allerdings schon 1933 von den Nationalsozialisten entlassen, da er sich weigerte die Hakenkreuzfahne am Rathaus zu hießen. Daraufhin zog er nach Berlin-Wilmersdorf in die politische Emigration. Er gehörte mehrfach illegalen Kreisen an, politischer Natur war aber nur die Mittwochs-Gesellschaft. Diese zeigte aber keinen aktiven Widerstand gegen den Faschismus.

1945 war Wilhelm Külz einer der Begründer der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD) in der sowjetischen Besatzungszone und deren erster Vorsitzender. In dieser Funktion war er auch Mitbegründer und Mitglied des Blocks der antifaschistischen-demokratischen Parteien und des Volkskongresses. Bis zu seinem Tod war es sein Ziel die Spaltung Deutschlands aufzuhalten und eine Wiedervereinigung anzustreben. Dabei stieß er immer wieder auf Widerstand aus den eigenen politischen Reihen. Er glaubte, dass man sich mit der Sowjetunion arrangieren müsse, um eine deutsche Einheit zu erreichen. Dies war jedoch eine vollkommene Fehleinschätzung, die zur Spaltung zwischen ihm und der Partei führten. „Wilhelm Külz konnte offensichtlich nicht so bösartig denken, wie man in Wahrheit von sowjetischer Seite mit ihm verfuhr.“ (Wolfgang Mischnick, 1998)

Am 10. April 1948 verstarb Dr. Wilhelm Külz an einem Herzschlag in Berlin-Wilmersdorf, wo sich noch heute sein Ehrengrab befindet. In vielen Ortschaften der neuen Bundesländer gibt es noch heute Wilhelm-Külz-Straßen, auch in seiner Heimatstadt Borna. Die Zentrale Parteischule der LDPD in Bantikow (b. Kyritz) trug bis 1990 den Namen ihres ersten Vorsitzenden und das freiheitliche Bildungswerk der sächsischen FDP in Dresden trägt den Namen „Wilhelm Külz“.

Thomas Bergner

Previous PostNext Post